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KOKO-Wiki: Welches Spielzeug braucht ein Kind?

Wir versuchen in dieser Ausgabe von KOKO-Wiki, Anregungen für die richtige Wahl von Spielzeugen zu geben. In unseren Betreuungseinrichtungen für Kinder arbeiten wir nach der Reggio-Pädagogik, die vielfach als weltbeste ausgezeichnet wurde. Kinder werden als eigenständige Persönlichkeiten gesehen, die enorm wissbegierig sind und den Drang haben, Neues zu erforschen. Vielfältige Erfahrungen wecken diesen Forschergeist und fördern die Kreativität.

Kinder möchten jeden Tag Neues lernen. Spielen bedeutet für sie, die Welt zu entdecken und sich kreativ zu entfalten. Spielen unterstützt die Förderung der motorischen, sozialen, kognitiven und emotionalen Entwicklung. Es kann helfen, Spannungen abzubauen, den Genesungsprozess bei Krankheit zu beschleunigen und Erlebnisse, Eindrücke und Beobachtungen im Alltag zu verarbeiten. Außerdem wird durch geeignetes, altersgerechtes Spielzeug der Lernprozess vieler Kinder positiv unterstützt und die verschiedenen Sinne trainiert. Durch das unbegrenzte Angebot an Spielwaren empfinden es viele als schwierig, das passende Spielzeug in den vollen Regalen zu finden. Neben der großen Auswahl wird der Entscheidungsprozess zusätzlich durch schadstoffbelastete bzw. mit hoher Verletzungsgefahr angebotene Spielsachen erschwert.

Kriterien, die bei der Auswahl helfen können:

  • Kinder dürfen beim Spiel zwar gefordert, aber nicht überfordert werden. Es muss den Fähigkeiten, Interessen und dem Alter des Kindes entsprechen, damit Kreativität, Spielideen und Fantasien verwirklicht werden können.
  • Weniger ist oft mehr: Ein Überangebot an Spielsachen führt häufig zu Überforderung oder Langeweile; Überreizung verhindert oft eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Spielmaterial.
  • Das Spielzeug sollte außerdem länger andauernde Spielfreude vermitteln und von guter Qualität sein. Besonderes Augenmerk muss unbedingt auf die Spielzeugsicherheit gelegt werden, unbedenkliches, sicheres Spielzeug ist durch Qualitätssiegel gekennzeichnet.
  • Es müssen nicht immer teure Spielsachen sein. Viele Materialien unseres Alltags erfüllen die Funktion des Spielens, nämlich das Entdecken und Erforschen: Kinder versuchen herauszufinden, wie ihre Umgebung funktioniert und welche Zusammenhänge sie finden können. Mit ein paar Decken und einem Tisch oder Pappkartons lässt sich eine Höhle bauen. Mit Hilfe von Gegenständen wie Zeitungen, Tücher, Papierrollen, Naturmaterialien (z. B. Blätter, Steine…) oder Recyclingmaterial als Arbeitsmaterial können Kinder ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Spielzeug im 1. Lebensjahr – Hören, Sehen und Tasten stehen im Vordergrund

Im ersten Lebensjahr stehen Hören, Sehen, Tasten sowie die motorische Entwicklung im Vordergrund. Mit Farben, Formen, Geräuschen und Bewegung können die Sinnesorgane des Babys angeregt werden. Geborgenheit, Nähe und Zuwendung der Eltern fördern die Bindungsqualität zwischen Eltern und Kind. In dieser Zeit können Kinder noch nicht zwischen Alltagsgegenständen und speziellem Babyspielzeug unterscheiden, oft sind Dinge des Alltags für sie viel interessanter und werden begutachtet, angefasst und abgetastet.

Für Neugeborene ist ein Kuscheltier oder eine Stoffwindel als „Spielzeug“ meist ausreichend, ab dem dritten Lebensmonat sind viele Babys von Gegenständen, die Geräusche machen (z. B. Rassel, Spieluhr,…), fasziniert. Zwischen vier und fünf Monaten werden alle greifbaren Gegenstände mit dem Mund erkundet. Dabei ist es wichtig, darauf zu achten, dass alles, womit das Kind spielt, auf Farbechtheit überprüft wird und keine Verletzungsgefahr besteht. Mit etwa fünf Monaten versuchen viele Kinder, Gegenstände mit ihren Händen genauer zu erkunden. Das zielbewusste Greifen kann mit Greifspielzeug, weichen Tieren und Puppen unterstützt werden. Eine leere Plastikflasche gefüllt mit Reis oder Nudeln wäre ein einfaches Beispiel, wie babygerechtes Erkunden mit einfachen Dingen des Alltags ermöglicht werden kann. Spielsachen mit Knöpfen zum Drehen und Drücken fördern bei den meisten Babys die Motorik und das Erkennen von Zusammenhängen. Erste Bilderbücher mit Tieren und Dingen des Alltags können helfen, Kreativität, Sprachentwicklung und Wahrnehmung zu unterstützen.

In der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres – bei manchen Kindern auch früher – beginnen Babys, „mobil“ zu werden. Manche Kinder beginnen mit „robben“, andere mit „krabbeln“, weitere fangen sofort mit dem Laufen an (ab ca. einem Jahr). Der kindliche Bewegungsdrang kann mit einem Ball oder Krabbelspielzeug unterstützt werden. Mit etwa einem Jahr spielen Babys gerne mit Bauklötzen, Stapelbechern, Steckboxen und schwimmendem Spielzeug. Außerdem räumen viele Kinder in diesem Alter unermüdlich z. B. Boxen oder Schubladen ein und aus. Zu diesem Zeitpunkt ist es empfehlenswert, die Wohnung „kindersicher“ zu machen.

Spielzeug für Kinder im Alter von 1-3 Jahren – Der Bewegungsdrang wird größer

Zwischen ein und drei Jahren verlaufen körperliche und geistige Entwicklung rasant. Viele Kinder beginnen, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu erkennen und zu verstehen (Der gebaute Turm fällt um, wenn unten ein Baustein entfernt wird.) Dinge der Umgebung sind in dieser Zeit häufig von großem Interesse. Durch den enormen Bewegungsdrang erleben viele Mütter und Väter diese Lebensphase als große Herausforderung. Nachzieh- oder Schiebespielzeuge, Rutschautos, Dreiräder, Schaukelpferde, Bob oder Schlitten können den Bewegungsdrang der Kinder unterstützen. Von Interesse sind häufig auch Bälle, Bauklötze aus Holz, Steckbausysteme, einfache Puzzles, Klopfbank, Kugelbahn, Kreisel, Puppen, Autos und Baufahrzeuge. Außerdem ist bei vielen Kleinkindern Malen und Gestalten mit Fingerfarben oder Filzstiften bzw. Spielen mit Sand oder Knete sehr beliebt.

Im Kindergarten- und Vorschulalter von drei bis sechs Jahren gewinnen soziale Erfahrungen mit Gleichaltrigen immer mehr an Bedeutung. Viele Kinder diesen Alters lieben es auch, ihren Mut und ihre Geschicklichkeit mit allem, was rollt und fährt (Laufrad, Roller Fahrrad, Inlineskates, Trettraktor,…) auszuprobieren. Vielen macht Bewegung im Wasser Spaß. Bälle, Springschnur oder Hüpfgummi können Reaktionsvermögen, Geschicklichkeit und Koordinationsfähigkeit unterstützen. Häufig sind Mädchen und Buben bereits sehr geschickt bei Konstruktionsspielen mit Bausteinen. Diese fördern Kreativität, Planungsfähigkeit, Aufmerksamkeit, Konzentration und Problemlösestrategien. Empfehlenswert ist, Jungen und Mädchen von Beginn an die gleichen Spielmaterialien anzubieten. Mädchen spielen oft gerne mit Legobausteinen und Autos, Buben mit Puppen und Kuscheltieren.

Rollenspiele sind bei vielen Kindern dieser Altersstufe besonders beliebt. Sämtliche Gegenstände des Haushalts dürfen hierfür verwendet werden, der Fantasie sollen keine Grenzen gesetzt werden. Im Rollenspiel können sie lernen, sich sprachlich auszudrücken, sich in andere hineinzuversetzen und andere zu verstehen. Es wird die Fähigkeit gefördert, positive und negative Gefühle zu regulieren bzw. kleinere soziale Konflikte zu erkennen. Häufig werden dabei Menschen, die Kinder in ihrem Alltag beobachten, z. B. Arzt/Ärztin oder Verkäufer/Verkäuferin, nachgeahmt. Verkleidungsmaterial, Kasperlfiguren, Puppen zum Ankleiden und Puppenhäuser faszinieren viele Mädchen und Buben in diesem Alter. Mit kleinen Figuren, Tieren oder Fahrzeuge haben sie die Möglichkeit, ihre Umwelt (z. B. Flughafen, Krankenhaus, eigenes Zuhause) nachzustellen.

Für diese Altersstufe wird eine Vielzahl von Sachbüchern mit sachlich richtigen Abbildungen von Fahrzeugen, Flugzeugen, Tieren, Pflanzen, Familie, Kindergarten usw. angeboten. Diese sollen die Wissbegierde der Kinder ansprechen und Lesen spielerisch fördern. Sprachspiele, Kinderreime und Kinderlieder, Malbücher, Schneiden, Reißen und Kleben interessieren viele Buben und Mädchen und fördern zusätzlich die Entwicklung. Erste Musikinstrumente wie Trommel, Blockflöte oder Xylophon werden immer beliebter.

Spielzeug für Kinder im Vorschulalter – Der Wissensdurst will gestillt werden

Im Vorschulalter bietet der Handel eine große Anzahl an Spielen an, die unterschiedliche Fähigkeiten wie Konzentration, Motorik, Kreativität, Lernfähigkeit und Sozialverhalten fördern sollen und die für das spätere Lernen in der Schule hilfreich sind. Beispiele hierfür wären Würfelspiele, Sprachspiele, Quartette, Puzzles, Reaktionsspiele, Denkspiele oder Wettbewerbsspiele wie „Mensch ärgere dich nicht“. Altersempfehlungen auf den Verpackungen dienen als Richtwert und können bei der Auswahl und Entscheidung helfen. Das Interesse an technischen Zusammenhängen wächst bei vielen Kindern in dieser Zeit enorm, sie wollen genauer wissen, wie Dinge funktionieren. Experimentierspiele helfen dabei, diesen Wissensdrang zu unterstützen.

Spielzeug für Kinder zwischen 6 und 10 Jahren

Zwischen 6 und 10 Jahren ist Spielzeug empfehlenswert, welches einerseits einen adäquaten Ausgleich zwischen langem Sitzen in der Schule und Bedürfnis nach Bewegungsdrang schafft und andererseits individuelle Interessen fördert. Kinder gewinnen in dieser Entwicklungsphase an Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit schnell dazu. Bälle, Wurfspiele, Federball oder Drachensteigen können helfen, ihre wachsenden körperlichen Fähigkeiten zu unterstützen. Häufig stehen Experimentieren und Konstruieren mit Baumaterial oder Autorennbahnen im Mittelpunkt des Interesses. Bewegungskoordination und Reaktionsfähigkeit werden damit gefördert. Im Rollenspiel können mit selbstgebauten Spiellandschaften Erlebnisse nachgespielt oder neue Abenteuer erfunden werden. Kasperlbühne mit Figuren sind auch in diesem Alter noch oft beliebt. Viele experimentieren gerne mit unterschiedlichen Materialien und Farben sowie mit Hammer, Bohrer oder Webrahmen. Einige beginnen mit einem Musikinstrument oder mit einem Gruppen- bzw. Einzelsport (z. B. Fußball, Ballett, Tennis,…), Quartette,  Geschicklichkeitsspiele und Zauberkasten sind in dieser Altersgruppe oft beliebt. Interessant sind aber oft auch Spiele, mit denen erworbenes Wissen vertieft werden kann, wie Zahlen- oder Wörterspiele. Die Vorlieben bei Büchern reichen von Sachliteratur, Kinderromanen, Kinderkrimis, Märchen bis hin zu Abenteuerbüchern und Comics. Elektronische Spiele und Fernsehen gelangen in dieser Altersstufe immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Ratsam ist dabei unter anderem die Vereinbarung eines Zeitlimits, zu langes Spielen kann zur Überbelastung führen.

Wichtig: Die Freude am Spiel sollte immer im Vordergrund stehen!

Kinder lernen in den ersten Lebensjahren vor allem durch die Beobachtung und Nachahmung der engsten Bezugspersonen. Das heißt, diese sollten sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Stärke und Kompetenz werden vor allem durch die gemeinsame Entdeckung der Umwelt und durch entwicklungsgemäße Erfahrungen erlangt. Qualitativ hochwertige gemeinsame Zeit mit (einer) wichtigen Bezugsperson/en (z. B. Vorlesen, Spielen, Natur erleben,…) spielt dabei eine wesentliche Rolle. Im Vordergrund des Spielens sollte vor allem die Freude am Spiel selbst stehen, nicht die Förderung etwaiger Fähigkeiten und Kompetenzen. In jedem Lebensjahr ist es wichtig, die Bewegung der Kinder ausreichend zu fördern. Damit werden Gesundheit, Selbständigkeit und Vertrauen in das eigene Können nachhaltig unterstützt.

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