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KOKO-WIKI: 8 Punkte, die Kinder stark machen

Kinder sollen die Aufgaben, die das tägliche Leben und die Zukunft an sie stellen, gut meistern können. Damit das gelingt, sollen sie Stärken und Lebenskompetenzen entwickeln. Das waren Themen bei unserem ExpertInnengespräch im Rahmen des „Rucksackprojekt Plus“ in der KOKO Kiste. Dazu konnten wir Mag.a Dagmar Philipp, Projektkoordinatorin bei Akzente Salzburg, als Referentin gewinnen. Dabei griff sie die acht Kernpunkte auf, die die wesentlichen Merkmale einer „positiven Erziehung“ beinhalten. Eine Zusammenfassung:

Liebe schenken

Wichtig ist es, Liebe zu schenken. Kinder und Jugendliche brauchen ein Gefühl der Geborgenheit, um Selbstvertrauen zu entwickeln und angstfrei ihre Stärken und Schwächen kennenzulernen. Dazu reicht oft schon ein wohlwollender Blickkontakt, ein Anstupsen oder eine Umarmung. Wichtig ist, Zeit zu haben und den Kindern zu sagen, dass sie stolz auf sie sind, unabhängig von besonderen Leistungen. Es bedeutet aber auch, die eigene Ruhe einzufordern und den Kindern manchmal etwas zu verbieten.

Streiten ist erlaubt

Das Streiten gehört zur Entwicklung dazu. Damit Konflikte gelöst werden, müssen ein paar Regeln beachtet werden. Grundsätzlich ist kein Thema verboten. Kinder dürfen auch Gefühle wie Wut zeigen, ohne bestraft zu werden. Eltern müssen die Anliegen ernst nehmen, ohne durch Worte oder Formen von Gewalt zu verletzen. Die Erwachsenen sind wichtige Vorbilder, Kinder lernen von einem respektvollen Umgang bei Auseinandersetzungen. Wichtig dabei ist, dass Kinder nicht auf eine der beiden Seiten gezogen werden. Das Versöhnen ist genauso wichtig, dabei sollen Eltern mit Rat zur Seite stehen. „Bei Auseinandersetzungen in der Familie sollte man sich vor dem Schlafengehen wieder versöhnen“, rät Mag.a Dagmar Philipp.

Zuhören können

In jeder Familie sollte es regelmäßig Gelegenheiten für Gespräche geben. Erwachsene müssen Aufmerksamkeit schenken und auf Anliegen eingehen. Ausreden lassen, gemeinsame Lösungen finden und das Vermeiden von voreiligen Kommentaren oder Ratschlägen sind dabei wichtige Faktoren. Damit fühlen sich Kinder auch ernst genommen. Kinder sollten zum Reden ermutigt werden, dürfen aber auch in ihrem Redefluss gebremst werden.

Grenzen setzen

Für Eltern ist es eine große Herausforderung, Grenzen zu setzen und konsequent einzuhalten. Dabei werden von den Heranwachsenden Geduld und Konsequenz oftmals geprüft. Grenzen sind aber sehr wichtig. Zum einen als Schutz im und außer Haus. Zum anderen geben sie dem Kind Sicherheit. Ältere Kinder verstehen Gebot und Verbot besser, wenn Erwachsene sie erklären. Wenn eine Grenze überschritten wird, sollten Erwachsene eindeutig und einheitlich reagieren. Manchmal genügt ein „Nein“ oder ein Aufmerksam machen nicht. Dann sind Maßnahmen nötig, die im Zusammenhang mit der Situation stehen. Schläge und seelische Gewalt sind dabei absolut tabu.

Freiraum geben

Kinder lernen schrittweise mit Freiheiten umzugehen. Wenn es um Sachen wie Hobbys, Frisuren oder Freunde geht, sollten die Kinder grundsätzlich selber entscheiden dürfen, solange elterliche Regeln nicht überschritten werden. Toleranz hat aber dann ihre Grenzen, wenn es um das Wohl des Nachwuchses geht – zum Beispiel, wenn Kinder mit dem Rauchen beginnen, das nicht zur Entwicklung beiträgt. In der Pubertät wird das Verlangen nach Freiräumen größer. Dabei brauchen Jungen und Mädchen die Erfahrung, dass es keine Freiheit ohne Grenzen gibt. Eltern sollen ihnen dabei helfen, eigene Wege zu gehen und erwachsen zu werden.

Gefühle zeigen 

Liebe, Trauer, Freude, Wut und Schmerz: Kinder zeigen auf unterschiedlichste Weise ihre Gefühle. Wichtig dabei ist, die Gefühle als solche zu erkennen und richtig damit umzugehen. Wie bereits erwähnt, dürfen sowohl konfliktreiche als auch positive Gefühle gezeigt werden. Bei Wutausbrüchen sollen Kinder wissen, dass nicht ihre Gefühle, sondern ihr Verhalten unangemessen ist. Wichtig ist, dass die Gefühle der Kinder ernst genommen werden und dabei ist Gelassenheit seitens der Erwachsenen wichtig. Wie auch in anderen Dingen des Lebens müssen die Eltern Vorbilder sein. Sie dürfen durchaus auch ihren Kindern gegenüber Gefühle zeigen und sollen diese auch erklären. Sollten Worte im Zorn erfolgen, ist es wichtig, sich hinterher zu entschuldigen.

Für die Kinder Zeit haben      

Kinder lernen bei gemeinsamen Aktivitäten viel für ihre Zukunft – egal ob beim Spielen, Reden oder Lesen. „Die Beziehung wird zudem gefestigt. Gemeinsame Hobbys oder Ausflüge bieten dabei eine gute Gelegenheit“, erläutert Philipp. Auch die gemeinsame Hausarbeit kann zu einem guten Miteinander beitragen. Ein probates Mittel ist es auch, „Zeitfresser“ wie den Fernseher oder die Spielkonsole für eine Zeit lang auszuschalten und die gemeinsame Zeit mit guten Ideen zu füllen. Rituale wie die Gute-Nacht-Geschichte sind zeitaufwändig, aber für Kinder wichtig. Berufstätige Eltern müssen kein schlechtes Gewissen haben. Wichtig ist, die verfügbare Zeit sinnvoll miteinander zu nützen.

Mut machen

Genauso schnell, wie sich Kinder ermutigen lassen, lassen sie sich auch verunsichern. Durch die Übernahme von kleinen Aufgaben und Verantwortung werden sie ermutigt. Wichtig ist, dass sie etwas ausprobieren und dabei Fehler machen dürfen. Lob ist wichtig, nicht nur als Anerkennung einer Leistung, manchmal reicht alleine schon die Anstrengung. Lob sollte aber genau dosiert werden, sonst verliert es an Wert. „Erwachsene, die Kinder Fehler zugestehen, dürfen selber auch mal etwas falsch machen“, erklärt Projektkoordinatorin Dagmar Philipp.